Kakteen propfen
Das Propfen von Kakteen ist eine bewährte Technik, um das Wachstum und die Blütenbildung zu fördern, besonders bei empfindlichen oder langsam wachsenden Arten. Beim Propfen wird ein Teil eines Kaktus, der sogenannte Pfröpfling, auf einen anderen, robusteren Kaktus, den Unterlagenkaktus, gesetzt und fest verbunden. Diese Methode ermöglicht es, Kakteen zu retten, die Schäden erlitten haben, oder seltene Arten zu vermehren, die sonst schwer zu kultivieren wären. Eine erfolgreiche Pfropfung erfordert präzise Schnitte und die sorgfältige Anpassung der Schnittflächen, um eine optimale Verbindung und den Austausch von Nährstoffen zu gewährleisten. Beliebte Unterlagenkakteen wie der Myrtillocactus geometrizans oder der Hylocereus sind besonders geeignet, da sie starkes Wachstum und eine gute Versorgung des Pfröpflings unterstützen. Durch das Propfen können Kakteenliebhaber auch interessante Hybride kreieren, die besondere Blüten oder Wuchsformen entwickeln. Wichtig ist, die frisch gepfropften Kakteen in einem warmen, hellen, aber nicht direktem Sonnenlicht ausgesetzten Bereich zu platzieren, um das Anwachsen zu fördern. Nach dem Propfen sollten die Pflanzen regelmäßig auf Anzeichen von Fehlwuchs oder Infektionen kontrolliert werden, um schnell reagieren zu können. Diese Technik ist nicht nur für Experten, sondern auch für Hobbygärtner geeignet, die ihre Sammlung um seltene und einzigartige Kakteen erweitern möchten.
Unterlage:
Bei der Unterlage ist darauf zu achten das diese eine widerstandsfähige Kaktusart ist, welche schnell wurzeln bildet, oder bereits ein ausgeprägtes Wurzelwerk besitzt. Die Unterlage bildet die Basis der Propfung, daher sollten hier unbedingt gesunde und vitale Kakteen gewählt werden.
Gängige Kakteen sind: Cereus peruvianus, Trichocereus pachanoi, Harrisia jusbertii, Pereskiopsis spathulata/kellermanii, Myrtillocactus geometrizans uvm.
Pröpfling:
Bei dem Pröpfling handelt es sich um den Kaktus der vermehrt oder auch gerettet werden soll. Wichtig ist hier das genügend Material vorhanden ist, damit der Leitstrang des Pröpflings mit dem Leitstrang der Unterlage verbunden werden kann. Ebenso ist darauf zu achten das der Pröpfling nicht bereits an einer Infektion leidet.
Benötigtes Equipment:
Scharfe saubere/sterile Messer, Breite Gummibänder, Desinfektionsmittel (Isopropanol 70%, Alkohol 70%) & einen sauberen Arbeitsplatz (Tisch).
Durchführung:
1. Zunächst werden wenn möglich die Unterlage und der Pröpfling gewässert und überprüft ob sich beide im Wachstum befinden.
2. Die Werkzeuge, Kakteen (Unterlage und Pröpfling) und Arbeitsplatz werden mit dem Desinfektionsmittel besprüht. Die Epidermis ist in der Regel dick genug um Schäden durch das Desinfektionsmittel zu verhindern.
3. Von der Unterlage wird die Spitze entfernt und die Dornen an der Schnittkante entfernt, diese Schnittkante wird ebenso abgekantet. Andernfalls läuft man Gefahr das die Epidermis der Unterlage den Pröpfling beim Eintrocknen von der Schnittstelle schiebt.
4. Das Messer wird erneut desinfiziert und ein finaler Schnitt an der Unterlage durchgeführt, hierbei wird im 90° Winkel eine dünne Scheibe an oberster Stelle abgeschnitten und auf dem Kaktus belassen, dies dient als Barriere für Bakterien, Sporen etc. die sich in der Luft befinden und auf die Schnittstelle fallen könnten.
5. Vom desinfizierten Pröpfling werden Stücke abgeschnitten, die mindestens eine Aerole (Ich empfehle eine Reihe aus mind. 3 Aerolen bzw. ein Kopfstück des Pröpflings für den Anfang) sowie den Leitstrang besitzen.
6. Die Scheibe der Unterlage wird entfernt und der Leitstrang vom Stück des Pröpflings auf den Leitstrang der Unterlage gelegt. Durch leichten Druck und hin und herschieben des Pröpflings auf der Unterlage werden die Luftblasen entfernt.
7. Der Pröpfling wird mit Gummibändern auf der Unterlage fixiert, hierbei ist wichtig das genügend Drück ausgeübt wird, sodass der Pröpfling gut auf die Unterlage gepresst wird, jedoch nicht zerdrückt.
8. Final wird der Pröpfling und die Schnittstellen mit Desinfektionsmittel besprüht und zum Abtrocknen an einen sauberen, trocken, luftigen und warmen Ort gestellt.
Wenn die Unterlage gut bewurzelt ist, zeigt sich erstes Wachstum nach 1-2 Wochen.
Bilderreihe folgt...
Propfungsarten:
Kopfpropfung / Head graft:
Bei einer Kopfpropfung wird die Spitze des Pröpflings auf die Unterlage gesetzt, dies ist in der Regel die gängigste und einfachste Art der Propfung, da sich hier die Leitstränge sehr gut miteinander verbinden.
Bild Trichocereus pachanoi "Yowie" gepropft auf Trichocereus pachanoi
Slab graft:
Bei einem slab graft wird ein Mittelstück des Pröpfling in mehrere Stücke geteilt, in der Regel wird dieses halbiert. Diese Stücke werden anschließend Waagerecht auf die Unterlage aufgesetzt. Nach einiger Zeit wird aus mindestens einer Aerole des Pröpflings ein neuer Trieb entstehen.
Bild Trichocereus peruvianus "Roseii 2" gepropft auf Trichocereus pachanoi
Butt graft:
Bei einem butt graft wird das Unterteil, "verkehrt herum", auf die Unterlage gepropft. Hierbei verbinden sich die Leitstränge ebenso einfach und aus einer Aerole des Unterteils des Pröpflings wird nach einiger Zeit ein neuer Trieb entstehen.
Bild Lophophora "Japan Kultivar" gepropft auf Ferocactus glaucescens
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